2019 gab es wieder einen erfolgreichen Trainingsaufenthalt in China bei Großmeister Shi De Cheng.
Im August 2019 waren Peter und unsere 1. Vorsitzende Angelika Weber wieder im "Land der Mitte",
um sich vor Ort bei Meister Shi De Cheng fortzubilden.
Reisebericht Chinaaufenthalt vom 18.8.-30.8.2019
Für dieses Jahr hatte ich die Reise nach China fest eingeplant.
Nachdem die Einladung von Chi De Cheng eingetroffen war, hieß es erst einmal, das Visum beantragen.
Klingt im ersten Moment ganz einfach, hat mich dann doch jede Menge Zeit und Nerven gekostet.
Nachdem ich dann diese Hürde genommen hatte, legte sich auch die Anspannung.
Jetzt kann eigentlich nichts mehr schiefgehen.
Der Tag der Abreise kam langsam näher, und ich hatte das Gefühl, dass alle aufgeregter waren als ich selbst.
Ja, auf mich warteten 21 Stunden Flug mit 2 Umstiegen, davon einer in China
und meine Sprachkenntnisse sind eigentlich "Null".
Wird schon irgendwie gehen. Gedanken darüber mach ich mir, wenn es soweit ist.
Warum sich jetzt schon verrückt machen?
Ich machte mir mehr Gedanken darüber, ob ich den Anforderungen,
jeden Tag 4 Stunden Unterricht zu haben, gewachsen bin.
Am 18.8. morgens um 2:00 Uhr klingelt der Wecker,
meine Tochter Diana und ich hatten noch die Autofahrt bis Frankfurt vor uns.
Da die Autobahn fast leer war, sind wir zügig vorangekommen, so dass wir am Flughafen noch ausreichend Zeit hatten.
Also erst mal den Koffer loswerden, dann gemütlich noch einen Kaffee trinken.
Die Zeit des Abschiednehmens rückte langsam aber stetig heran, es war schon ein komisches Gefühl,
meine Tochter Diana allein zurück zu lassen, aber es musste sein, ich wollte ja unbedingt nach China.
Es schwang auch schon etwas Sorge mit, da sie ja die ganze Strecke wieder nach Hause fahren musste.
Nun hieß es auf ins Abenteuer, rein in den Flieger und ab nach Amsterdam.
Kaum gestartet, setzt man auch schon wieder zur Landung an.
Amsterdam, erst mal schauen wo der Flug abgeht, in 2 Stunden sollte es kein Problem sein,
zumal Start und Landung am gleichen Terminal sind.
So das ist geschafft.
Im Flieger es sich so bequem wie möglich machen, etwas lesen, Musik hören und die Augen schließen,
was soll man sonst die ganze Nacht tun, außer schlafen.
Bei einem bezaubernden Sonnenaufgang sind wir dann in China angekommen und in Guangzhou gelandet.
Erst mal den Massen hinterher, irgendwo in der Halle befindet sich die Einreisekontrolle,
von Peter hatte ich per WhatsApp die nötigen Informationen erhalten, also Ausschau halten.
Der Schalter war leicht zu finden, doch was man so richtig von mir wollte war nicht gleich klar,
also Pass nehmen einen netten Eindruck machen und sich helfen lassen, schon geht alles fast von allein.
So, alle Einreiseformalitäten geklärt, jetzt bin ich offiziell in China.
Noch fast 3 Stunden, bis mein Flug nach Zhengzhou geht, also Anzeigetafel suchen, Gate aufschreiben
und noch etwas durch den Flughafen schlendern.
Die letzte Etappe, in Zhengzhou angekommen, nur noch den Koffer einsammeln, und nach Peter Ausschau halten.
Schon kommt der Anruf, wo bist du?
Hole den Koffer bin gleich da, Erleichterung am Ende der Leitung.
Nach einer kurzen herzlichen Begrüßung sind wir dann nach Deng Feng gefahren.
Während der Fahrt die ersten Eindrücke von der Landschaft aufnehmen,
und in Ruhe über die Planung der nächsten Woche sprechen.
Schnell waren wir uns einig, dass es sinnvoller ist, die kompletten Ji Ben Gong zu lernen und
an der Tong Be Quan zu arbeiten, wenn noch Zeit sein sollte, die 5 Tiere Form aufzuarbeiten.
Nach fast 2 Stunden Fahrt sind wir dann an der Unterkunft angekommen, einchecken und Zimmer aufsuchen.
Es ist jetzt ca. 16:30Uhr, noch kurz frisch machen, dann wollen Monika, Peter und ich uns mit Marco im Kaffee treffen.
Eine tolle Idee.
In Ruhe Kaffee trinken, ein paar Neuigkeiten austauschen, den Ablauf für morgen durchsprechen.
Im Anschluss noch gemütlich durch Deng Feng geschlendert und noch was essen gehen.
Im Zimmer angekommen schnell noch den Wecker stellen und ab ins Bett.
Dienstag 7:00 Uhr klingelt der Wecker, gegen 7:30 Uhr gehen wir dann zum Frühstück,
alles neu und ungewohnt, also schauen was die anderen so essen und es ganz einfach probieren.
Nach dem Frühstück war noch ausreichend Zeit, um eine Tasse Kaffee in Ruhe auf dem Zimmer zu trinken.
8:30 Uhr trafen wir uns dann in der Vorhalle und sind gemeinsam in den Park gelaufen,
wo unser tägliches Training stattfinden sollte.
Im Park angekommen übte dort schon eine Gruppe Fußballer.
Als ob Peter meine Gedanken erraten hätte, meinte er, die rutschen dann ein Stück rüber,
und schon haben alle ausreichend Platz.
Ok, die sind auch mit sich beschäftigt, und was ist mit all den Leuten die hier rum sitzen?
Gehen die oder wollen die schauen?
Üben unter ständiger Beobachtung von Leuten, wo man nicht weiß, was die denken, oder ob die Ahnung haben.
Nun gut, da musst du jetzt durch.
Am besten wird wohl sein, sie zu ignorieren und sich auf mich selbst zu konzentrieren.
Pünktlich 9:00 Uhr traf Shifu ein, im Gepäck meine Sachen, also umziehen, und man kann starten.
Aber zuerst war es mir wichtig, ihm die DVD vom Lehrgang in Blankenhain zu überreichen, über welche er sich riesig freute.
Nachdem Shifu mit Peter meinen Trainingsplan abgesprochen hatte, begannen wir langsam mit Erwärmung und Dehnung.
Im Anschluss Fußschwünge und Ji Ben Gongs.
Erste Korrekturen bei den Fußschwüngen. Die Umsetzung beim seitlichen Fußschwung zeigte sich schwieriger als gedacht.
Nun waren die Ji Ben Gongs an der Reihe, einige kannte ich schon, da gab es dann kleine Korrekturen,
merken und erst mal weiterschauen.
Dann alle Neuen, hier sollte ich mich dann ausklinken, und Pause machen.
Pause war mein Gedanke, war nicht der Grund warum ich hierher geflogen bin.
Also schnell einen Schluck trinken und versuchen die Korrekturen umzusetzen.
Nachdem Peter und Marco mit den Ji Ben Gongs fertig waren hieß es für alle Pause.
Etwas ausruhen, danach hieß es selbstständig üben.
Die gezeigten Korrekturen festigen und umsetzen.
Da wir nur eine kleine Gruppe von 4 Personen waren, hatte Shifu ausreichend Zeit für jeden.
Schneller als erwartet waren die 2 Stunden auch schon vorbei.
Auf dem Rückweg gleich in die Kantine und Mittag essen, auch hier schauen was essen die anderen und probieren.
Ab jetzt bis 15:30 Uhr hatten wir Freizeit, fast 3 Stunden.
Gut, in Ruhe Kaffee trinken und nebenbei die Korrekturen aufschreiben und das Tagebuch führen.
Im Zimmer wollte ich dann doch nicht bleiben, so beschloss ich kurzer Hand, meine Tasche zu nehmen
und ganz einfach durch die Geschäfte zu schlendern.
Das macht sich ohne Geld besonders gut.
15:30 Uhr, wir machen uns wieder auf den Weg in den Park, 16:00 Uhr sollte die 2. Einheit starten.
Dasselbe Bild wie am Morgen, nur die Fußballer fehlten.
Aber ich hatte gemerkt, dass es gar nicht so störend ist, wenn da lauter Fremde zusehen,
machte mich am Ende weniger nervös, als z. B. bei unserem Turnier,
wo mich alle kennen und die Erwartungshaltung viel höher ist.
Das Training verlief analog zum Vormittag, nur kamen für mich jetzt 2 neue Ji Ben Gong dazu.
Die hieß es festigen, Ablauf einprägen und immer wieder üben.
Mit viel Geduld zeigte Shifu mir immer wieder die Feinheiten.
In Gedanken, gerade in der obligatorischen Pause, habe ich mich immer wieder gefragt : "Wie willst du das alles schaffen?"
Der erste Tag ist gleich rum, und gerade mal 2 neue Ji Ben Gong, und es fehlen noch so viele.
Als ob Shifu Gedanken lesen kann meinte er nur "Step by Step".
Ok, du musst es ja wissen, oder will ich zu viel auf einmal?
Wir haben Mittwoch, es regnet den ganzen Tag, so dass wir in die Halle ausweichen mussten.
Auch hier wurde für uns zusammengerutscht, so dass wir ausreichend Platz zum üben hatten.
Eine Halle gefüllt mit ca. 100 Kindern und Jugendlichen.
Natürlich nutzten diese auch die Chance uns zu beobachten.
Juhu, die kommen aus dem Lachen nicht raus, so wie das bei mir aussieht.
Aber die Neugierde war schnell verschwunden.
Aber auch für uns bot sich dadurch die Möglichkeit, zu beobachten, und manchmal interessante Sachen zu filmen.
Der Unterricht ist vom Grundaufbau immer immer gleich.
An den neu gelernten Ji Ben Gongs weitergearbeitet und verbessert.
Die Tong Bi Quan wiederholt und mit den notwendigen Korrekturen versehen.
Nun selbstständig daran arbeiten, und vertiefen. Ab und zu kam ein "das ist besser, dies muss so".
Also wieder von vorn, soll ja auch sicher werden. Gegen Ende der Nachmittagseinheit sollte ich die Form zeigen.
Hier war ich ganz erstaunt über mich, dass ich ruhig war, und nicht wie hier total aufgeregt, ja alles richtig machen zu wollen.
Donnerstag, das Wetter spielt wieder mit, so dass wir wieder in den Park konnten.
Die Tong Bi Quan ist soweit fertig, noch sicherer werden und am Tempo arbeiten.
Shifu scheint soweit ganz zufrieden zu sein, es kommen nur noch selten feine Korrekturen.
3 neue Ji Ben Gongs sind auch noch dazugekommen,
hoffentlich behalte ich das alles, damit ich es dann gleich noch aufschreiben kann.
Heute haben wir schon um 7:00 Uhr mit dem Unterricht begonnen,
sind zum Tempel Song Yue Si Ta gegangen, da in Deng Feng eine große Veranstaltung war.
Es hatte schon gefühlt eine andere Atmosphäre beim Üben.
Die Tong Bi Quan ist jetzt sicher und wird auch langsam im Tempo besser, wobei Shifu auch nicht Druck auf das Tempo macht, die Geschwindigkeit kann ich immer selbst wählen. Am Nachmittag kamen 3 weitere Ji Ben Gongs dazu.
Haben mit der 5 Tiere Form begonnen, aber die Zeit wird sehr eng dafür, also lieber an den Ji Ben Gong arbeiten.
Peter besteht darauf, Passbilder machen zu wollen.
Langsam werde ich das Gefühl nicht los, dass ich so etwas wie eine Prüfung machen soll.
Hat zwar keiner direkt gesagt, aber Monika will Prüfung machen und muss auch welche abgeben.
Heute Abend gehen wir mit Shifu und Familie essen, Marco hat Geburtstag und fliegt morgen.
Ich freue mich schon, wird bestimmt interessant.
Bei der Verabschiedung von Marco wünscht er mir viel Glück für die Prüfung.
24.8., Peter hat mir beim Warmlaufen erzählt, das ich am Nachmittag Prüfung machen soll.
Wäre auch nicht schlimm, er läuft ja alles mit. Nicht schlimm, denkst du.
Meine Nerven fangen jetzt schon an und flattern. So sicher bin ich mit allem nicht, nicht für eine Prüfung.
Aber jetzt erst mal üben, immer wieder kommt ein "besser" von Shifu.
Will er mich nur beruhigen, meint er es ernst, langsam habe ich das Gefühl es läuft nicht mehr rund.
So das Morgentraining ist beendet, jetzt beginnt die Zeit des Wartens. Ich werde immer unruhiger.
Ich wollte keine Prüfung machen, darum bin ich nicht nach China geflogen, ich wollte lernen und mein Wissen erweitern.
Ein Zurück scheint es nicht zu geben. Also Heft nehmen noch mal üben, nichts läuft mehr zusammen.
Pure Verzweiflung keimt langsam auf. Langsam wird es Zeit, sich fertig zu machen.
Jeder seinen Gedanken nachhängend sind wir zum kleinen Wäldchen gefahren, wo wir geprüft werden sollten.
Der Plan sah vor, dass Monika und wir im Wechsel das Gelernte zeigen sollten.
Mir wurde immer schlechter, am liebsten wäre ich davongelaufen.
Langsam warm machen, und los geht es mit Fußschwüngen und Ji Ben Gong, die ersten laufen noch einigermaßen,
als es dann an die Neuen ging und Peter immer wieder helfen musste, lagen die Nerven komplett blank.
Die Tränen liefen, am liebsten wäre ich im Boden versunken.
Durchatmen, die letzte langsam und gemeinsam, dann ist kurze Pause.
Tong Bi Quan, schnell hatte ich mich entschieden sie allein zu laufen, so konnte ich das Tempo selbst bestimmen,
und komme nicht in Versuchung zu schauen, was Peter macht.
Am Ende war Shifu mit allem zufrieden, vor allem mit dem Fortschritt, und den sauberen Bewegungen.
Vielleicht hat Monika doch recht, dass ich ganz einfach zu viel von mir selbst verlange.
Sonntag, unser freier Tag.
Bin mit Monika und Kaili in den "Milleniumpark" gefahren.
Das ist eine Art Freizeitpark nur ohne Fahrattraktionen, sondern mit vielen kleinen Bühnen,
auf denen verschiedene geschichtliche Darstellungen geboten worden.
Es war ein wunderschöner Tag.
Letzter Unterricht, noch mal alles wiederholen.
Ein wenig noch an der 5 Tiere Form arbeiten, dann ist die Zeit schon fast rum.
Shifu hat dann noch eine kurze Auswertung gemacht.
Er hat sich sehr über meine Fortschritte gefreut und hat mir bescheinigt, dass ich Kung Fu liebe,
und sehr ehrgeizig an mir arbeite. So viel Lob muss ich erst mal verdauen, zumal ich das nicht so gesehen habe.
Kurz noch mal frisch machen, und schon machten Peter und ich uns auf den Weg zum Shaolin Tempel.
Da sich Peter sehr gut auskannte, hatte ich die Möglichkeit, Plätze in der Anlage zu sehen,
wo sonst kaum ein Tourist hinkommt.
Gleichzeitig bot sich auch die Möglichkeit einer Vorführung beizuwohnen, dies war echt sehenswert.
Etwas schade fand ich den Umstand, dass Besuche nur während der Zeit des Massentourismus möglich sind,
so dass keine richtige Atmosphäre aufkam.
Der Aufstieg zur Höhle des Boddidharma war richtig anstrengend, die Treppen wollten überhaupt kein Ende nehmen.
Ein kleiner Zwischenstopp im Frauenkloster, welches noch von 4 Nonen bewohnt wird,
und wieder folgten eine Unmenge an Treppen.
An der Höhle angekommen stellte sich dann das Gefühl ein, an einem besonderen Ort zu sein.
Einen Moment in der Höhle verweilen, und das Gefühl genießen.
Der Rückweg führte uns dann durch den Pagodenwald.
Auch hier waren es die Erläuterungen von Peter, das Ganze in einem anderen Bild erscheinen zu lassen,
man sieht es mit anderen Augen, wenn man mehr darüber weiß.
Um 19:30 Uhr trafen wir uns dann alle zum Abschiedsessen.
Für Peter, Monika und mich gab es ein kleines Geschenk und den Prüfungspass.
Nach einem gemütlichen Abend hieß es dann die restlichen Sachen im Koffer zu verstauen.
Dienstag früh 10:00 Uhr hieß es dann Abschied nehmen von Deng Feng und Shifu, der extra noch gekommen war.
Es war ein Abschied mit einem lachenden und einem weinenden Auge.
Auf der einen Seite hatten wir noch viel vor, auf der anderen wäre ich gern noch geblieben und hätte weiter geübt.
Ca. 2 Stunden mit dem Auto nach Zhengzhoudong, Kaili hatte uns bis hierher begleitet, nun hieß es Abschied nehmen.
Von hier sind wir ca. 3 Stunden mit den Zug nach Peking gefahren.
Ein Taxi finden, im welchen auch unser Gepäck Platz findet und ins Hostel fahren.
Mitten in der Innenstadt von Peking, richtig schön alt und traditionell.
Mit einem kleinen Bummel durch das Wohnviertel, haben wir den Tag ausklingen lassen.
Mittwoch 28.8. sind wir früh los, denn die Fahrt zur großen Mauer dauerte auch noch 2 Stunden.
Wir hatten uns darauf geeinigt, nicht das Stück sanierte Mauer sehen zu wollen, wir wollten das alte.
Das war auch eine gute Wahl.
Stellenweise hatten wir die Mauer komplett für uns allein und konnten das riesige Bauwerk auf uns wirken lassen.
Bei strahlendem Sonnenschein, haben wir den Tag in vollen Zügen genossen.
Donnerstag, unser letzter Tag.
Für heute hatten wir den Besuch in der verbotenen Stadt geplant.
Auch hier war es Peters umfangreiches Wissen, was das Ganze viel interessanter macht,
als nur schöne Bauwerke zu betrachten.
Hier meinen Dank an Peter. Einen besseren Reiseführer kann man sich nicht wünschen.
Langsam wurde es Zeit, den Koffer fertig zu machen:
Gegen 17:00 Uhr sind wir noch mal in die Stadt, um gemütlich zu Abend zu essen.
Um 22:00 Uhr kam das Taxi, um uns zum Flughafen zu bringen.
Im Rückblick kann ich nur sagen, es war eine wunderbare Erfahrung die ich machen konnte.
Mein Rat an alle :
"Sollte sich die Möglichkeit bieten, dann nutzt diese Chance."
Angelika